7 Tage in Entebbe

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Ende Juni 1976 entführten 3 Männer und eine Frau die Air France Airbus A300 Maschine AF139 auf ihrem Flug von Tel Aviv über Athen nach Paris. 2 Männer waren palästinensische Terroristen der PFLP, der dritte Mann war der Deutsche Wilfried Böse, die Frau die Deutsche Brigitte Kuhlmann. Böse war ein Mitbegründer der „Revolutionären Zellen“ und pflegte Kontakte zur RAF mit Andreas Baader und Ulrike Meinhof.

Die Maschine wurde zuerst nach Benghazi, Libyen umgeleitet, nachdem die Entführer die Kontrolle übernommen hatten, und flog am Abend des 27. Juni 1976 nach Entebbe, der damaligen ugandischen Hauptstadt, mit ausdrücklicher Genehmigung des damaligen Diktators Idi Amin, dem sogenannten „Schlächter von Afrika“.

Die Palästinenser wurden befehligt von Wadi Haddad, dem Führer des militärischen Arms der PFLP. Geboren 1927 in Safed (heute Israel), flüchtete er 1948 mit seiner Familie in den Libanon. An der Amerikanischen Universität Beirut studierte Haddad Medizin. Und traf dort zum ersten Mal auf George Habash. Mit ihm gründete er die „Bewegung der arabischen Nationalisten“, die später den Kampf gegen Israel aufnahm und in die PFLP mündete.

Auf dem Flughafen von Entebbe trennten die palästinensischen Terroristen die israelischen Fluggäste von den anderen Passagieren. Letztere wurden freigelassen und durften von einer zweiten Air France Maschine abgeholt werden. Nunmehr formulierten die Kidnapper ihre Forderungen – Freilassung von rund 50 Palästinensern in israelischen Gefängnissen und die Haftentlassung von Baader und Meinhof! Von nun an stellte sich für die Israelische Regierung die Frage: mit den Terroristen verhandeln (was Israel bisher immer kategorisch abgelehnt hatte), oder welche Alternative gab es? Wäre eine militärische Befreiungsaktion in Entebbe, knapp 4000 Flug-Kilometer von Israel entfernt, eine realistische Option?

Dieses dramatischen Ereignisse setzte der brasilianische Regisseur José Padilha in diesem Film erneut um. Denn bereits 1976 wurde der Stoff mit Richard Dreyfuss, Anthony Hopkins und Burt Lancaster sowie Elizabeth Taylor verfilmt (als TV-Film). Und erneut 1977 mit Charles Bronson und Horst Buchholz in den Hauptrollen.

In vorliegenden Film verkörpert Daniel Brühl den deutschen Terrorristen und Hijacker Wilfried Böse. Der Film zeigt sehr deutlich das Dilemma der extremen Linken. Als ein jüdischer Passagier Böse/Brühl seine KZ-Nummer auf dem Arm zeigt, regen sich bei ihm erste Zweifel. Einerseits für die Rechte der vertriebenen Palästinenser einzutreten heißt gleichzeitig gegen Juden bzw. Israelis zu sein. Und dann wäre man, logisch konsequent, auf einer Stufe mit den Neo-Nazis. Was kaum im Sinne der Linken Alternativen sein kann. So beginnt Brühl im Film zu zaudern, insbesondere als er realisiert, dass es seinen palästinischen „Kameraden“ ausschließlich um die jüdischen Passagiere geht.

Eine Spannung vermag der Regisseur jedoch nicht zu erzeugen. Die Handlung wirkt eher im dokumentarischen Stil gedreht. Man kann nur vermuten, dass dies auch die Absicht von José Padilha war.

Hervorragend: Schnitt durch Routinier Daniel Rezende („City of God“).

Ein Rätsel bleibt, warum die Deutsche Brigitte Kuhlmann von einer Engländerin gespielt wurde. Denn in den Szenen, in den Brühl und Pike Deutsch miteinander sprechen, ist – bei allem Bemühen – ihr leichter Akzent zu hören. Unnötig.

Durchaus eine fesselnde und hoch interessante Geschichtsstunde, ohne reißerisch zu sein.

Ein absolutes Highlight ist die Filmszene am Ende des Werks. Eine ganz besondere Idee, die der Regisseur geschickt umsetzte, sehr beeindruckend. So gelingt es mit großem Geschick den Schrecken der letzten dramatischen Minuten beim Zuschauer zu mindern. Bravo!

4 von 7 Sternen ★★★★

Walter George

Titel: „7 Days in Entebbe“
Herstellung: USA/United Kingdom 2018
Länge: 1h 46min
Regie: José Padilka
Darsteller: Daniel Brühl, Rosamund Pike, Eddie Marsan, u.v.a.
Drehbuch: Gregory Burke
Musik: Rodrigo Amarante
Kamera: Lula Carvalho
Schnitt: Daniel Rezende

The Railway Man

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Ein Film über Krieg und Frieden, über Schuld, Sühne und Vergebung, über das Vergessen und die Erinnerung. Getragen wird diese auf Tatsachen beruhende Geschichte von dem englischen Star-Darsteller Colin Firth. Neben ihm brillieren Nicole Kidman als seine Frau und Stellan Skarsgård als sein früherer Vorgesetzter und jetzige Freund. Regisseur Jonathan Teplitzky erzählt das Leben eines Mannes, der im Zweiten Weltkrieg als Gefangener der Japaner schlimmste Folter überstehen musste. Noch nach vielen Jahre zurück in England wird Eric Lomax die Geister der Vergangenheit nicht los. Und droht daran zu zerbrechen.

Eric ist Eisenbahn-Enthusiast. Deshalb nannten ihn seine Freunde schon in jungen Jahren den „Railway Man“. Auf einer Fahrt 1980 lernt er Patti kennen. Er ist ein wenig unbeholfen und schüchtern, Patti hingegen, die ehemalige Krankenschwester, ist geistreich, optimistisch und steht mit beiden Beinen im Leben. Eric und Patti heiraten, und es scheint, Eric könnte seine Vergangenheit und die Erinnerung daran abschütteln durch die Liebe zu seiner Frau und ihre Liebe zu ihm. Doch schon bald holen ihn die Alpträume wieder ein.

Die Geschichte des Films basiert auf den Lebenserinnerungen des realen Eric Lomax. Geboren am 30. Mai 1919 in Edinburgh, diente der Schotte in der englischen Armee und geriet 1942 in Singapur in japanische Kriegsgefangenschaft. Dort arbeitete er unter schlimmsten Bedingungen, zusammen mit tausenden seiner englischen Kameraden, an der Eisenbahnlinie von Thailand nach Burma. Tägliche Gewalt und später Folter prägten diese Zeit.
Derselbe Eisenbahnbau diente dem Klassiker „Die Brücke am Kwai“ als Hintergrund. In der Tat kommt im Film „The Railway Man“ der Fluss Kwai ebenfalls vor.
Eric Lomax starb am 8. Oktober 2012 93-jährig in den Armen seiner geliebten Frau Patti in Berwick-Upon-Tweed (England). Über seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg in Südostasien schrieb er zwei Bücher.

Der Film beginnt mit der Szene, in der sich Eric und Patti im Zug kennenlernen. Danach werden in Rückblenden immer wieder die Ereignisse der Jahren 1942 bis 1945 (Kapitulation Japans) gezeigt, die Eric durchlitt. Und wir erleben die schmerzvolle Traumabewältigung dieses starken Mannes, mit Hilfe seiner Frau und seines Freundes Finlay (Stellan Skarsgård).

Schöne, ja geradezu faszinierende Bilder aus dem England der 80er Jahre, und von der Dschungelhölle in Siam der 40er Jahre von Kameramann Garry Phillips („Candy“ mit Heath Ledger); hervorragende Bild-Schnitte (Martin Connor) und dazu die sinnliche Musik von David Hirschfelder („Australia“, „The Dressmaker“), unter anderem mit Kompositionen von Dmitri Shostakovich. Unter der Regie eines erfahrenen Filmemachers – man hätte die Lebenserinnerungen des Eric Lomax nicht besser umsetzen können.

Fesselnde Darstellung einer posttraumatischen Belastungsstörung.

4,5 von 7 Sternen ★★★★ ½ ★

Walter George

Titel: „The Railway Man“
Herstellung: Schweiz/Großbritannien/Australien 2013
Länge: 1h 56min
Regie: Jonathan Teplitzky
Darsteller: Colin Firth, Nicole Kidman, Stellan Skarsgård, u.v.a.
Drehbuch: Frank Boyce u. Andy Paterson; basierend auf dem Buch von Eric Lomax
Musik: David Hirschfelder
Kamera: Gary Phillips
Schnitt: Martin Connor

Gewann bei den Australian Academy of Cinema and Television Arts (AACTA) Awards zwei Preise, in den Kategorien „Best Adapted Screenplay“ und „Best Original Music Score“. Ferner nominiert in den Sparten Best Film – Best Cinematography – Best Sound – Best Costume Design.

Ferner nominiert bei den Australian Screen Sound Guild Awards als „Feature Film Soundtrack of the Year“!

PS: Erst seit einigen Jahren ist diese Krankheit weithin anerkannt. In Deutschland nannte man die Soldaten, die entsprechend aus dem Ersten Weltkrieg heimkehrten, abschätzig „Kriegszitterer“.

The Dressmaker

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1951. Irgendwo im australischen Outback. Ein kleine, schmutzige und einsame Stadt. Einige Wohnhäuser, die Polizeistation, das Rathaus, der Laden. An einem Abend, es ist schon dunkel, steigt aus dem Zug eine junge Frau mit wenig Gepäck. Sie ist elegant gekleidet, makellos frisiert und trägt Make-up. Zunächst einmal zündet sie sich eine Zigarette an und schaut in die Runde. Dann sagt sie „I‘m back, you bastards!“

Myrtle, die sich jetzt Tilly nennt, kehrt nach 25 Jahren in ihren Geburtsort zurück. Damals geschah das Unglück – der kleine Stewart Pettyman, Sohn des Bürgermeisters und seiner Frau Marigold, verunglückte tödlich. Als Täterin wurde Myrtle, das kleine Mädchen, überführt und verbannt. Über Melbourne kam sie nach Madrid, Mailand und schließlich nach Paris. Dort stieg sie auf in die erste Riege der Haute Couture mit ihren Kreationen.
Und jetzt ist Myrtle zurück – um sich an diesem Ort und seinen Bewohnern zu rächen.

Auf subtile Weise nimmt sie langsam die Frauen mit ihren wunderschön geschneiderten Kleidern für sich ein. Und die Männer sind nicht einmal mehr in der Lage ordentlich Rugby zu spielen, wenn Myrtle in einem aufreizenden Kleid am Spielfeldrand zuschaut.

Ein Drama, das besticht durch seine Charaktere: die coole Myrtle (Kate Winslet, eine souveräne Vorstellung), die völlig heruntergekommene im Dreck sitzende Mutter Molly, die ihre eigene Tochter verleugnet (exzellent gespielt von Judy Davis, eigentlich ist sie der Star dieser Erzählung), der Polizist der seinerzeit Myrtle überführen konnte und immer mal gern Frauenkleidung trägt (Hugo Weaving, wundervoll), Teddy der Sportler und scheinbare Gutmensch (Liam Hemsworth), der zwielichtige Bürgermeister Evan Pettyman (Shane Bourne), das hässliche Entlein Gertrude ‚Trudy‘ (Sarah Snook) – alle haben etwas zu verbergen und alle haben viel zu verlieren.
Da wurde jede Rolle bestens besetzt, ein Glücksfall.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman der Australierin Rosalie Ham. Das Drehbuch schrieb dann der aus Brisbane stammende P. J. Hogan. Er hatte seinen großen Erfolg mit dem Script für „Muriels Hochzeit“.

Gute Inszenierung von Jocelyn Moorhouse, die 1960 in Melbourne zur Welt kam. Ihr Durchbruch als Regisseurin gelang ihr 1995 mit „How to Make an American Quilt“ mit Wynona Ryder, Ellen Burstyn und Anne Bancroft!

Die Schwäche des Films rührt von der Tatsache dass er sich nicht ganz entscheiden kann – ruhiges Aufklärungsdrama, blutiger Rache-Feldzug oder CrimCom (criminal comedy). Einige Szenen, die zum Schmunzeln einladen, scheinen nicht hinein zu passen. Elles und jeder in diesem Film scheint verrückt zu sein. Myrtle/Tilly selbst glaubt, sie sei verflucht – und die Ereignisse scheinen ihr Recht zu geben.

Trotzdem, eine gute Story mit überraschenden Wendungen. Eine hochkarätige Auswahl an Schauspielern, eine solide Regie-Arbeit. An der Kamera der erfahrene Donald McAlpine (ebenfalls geboren in Australien), Musik vom Routinier David Hirschfelder (aus Ballarat, Australien!) (Filmmusik komponiert u. a. für Shine, Australia, The Railway Man).

Faszinierende Aufarbeitung eines Verbrechens, das viele Jahre her ist. Und trotz allem seitdem wie eine Schatten auf diesem gottverlassenen Nest im Nirgendwo liegt. Und am Ende ist nichts mehr wie es wa(h)r.

Die Kritiken zum Film waren durchaus ambivalent geprägt. So vergab „The Guardian“ lediglich 2 von 5 möglichen Sternen. Der Kritiker des „Hollywood Reporter“ definierte sein Urteil über den Film als „a glossy, goofy, guilty pleasure“.
Und die Roger-Ebert-Seite zog das Fazit: „I can’t say this is the best film you will see all year, but I can assure you won’t see another one like it again for a long time.“ (Zweieinhalb Sterne von vier möglichen.)

Eine Empfehlung von ‘Filmsicht‘ für einen spannenden und überraschenden Film-Abend.

5 von 7 Sternen ★★★★★

Rick Deckard

Titel: „The Dressmaker“
Herstellung: USA 2015
Länge: 1h 59min
Regie: Jocelyn Moorhouse
Darsteller: Kate Winslet, Judy Davis, Liam Hemsworth, Hugo Weaving, u. v. a.
Drehbuch: P.J. Hogan u. Jocelyn Moorhouse; nach einem Roman von Rosalie Ham
Musik: David Hirschfelder
Kamera: Donald McAlpine
Schnitt: Jill Billcock

Australien jubelte. Bei den ‘Australian Academy Awards 2016‘ erhielt „The Dressmaker“ folgende Preise:

• Winner Favourite Australian Film (Audience Choice Award)
• Best Lead Actress – Kate Winslet
• Best Supporting Actress – Judy Davis
• Best Supporting Actor – Hugo Weaving
• Best Costume Design

Ferner waren nominiert:

• Best Film
• Best Direction
• Best Cinematography
• Best Editing
• Best Sound
• Best Original Music Score
• Best Production Design
• Best Supporting Actress – Sarah Snook

Anmerkung:
Dies ist Jocelyn Moorhouse‘ erster Film seit 18 Jahren („A Thousand Acres“, 1997). Moorhouse ist verheiratet mit Autor und Regisseur P. J. Morgan. Sie haben zwei Kinder. Beide Kinder sind Autisten. Deshalb hat Jocelyn Moorhouse es vorgezogen, sich um ihre Sprösslinge zu kümmern.

Siberia

Clint (Willem Dafoe) lebt in einer alten Hütte, irgendwo im ewigen Schnee in den Tundren Sibiriens. Mit seinem alten zerfurchten Gesicht steht er hinter der Theke und gießt seinen wenigen Gästen wortlos Schnaps ein. Dann betreten eine russische Babuschka und ihre hübsche schwangere Tochter das Haus und verlangen Wodka – und etwas verändert sich. Die Stimmung, die Atmosphäre und die besondere Magie des Raums. Schon bald bietet die alte Frau ihre Tochter zum Geschlechtsakt an und man sieht Clint, wie er den nackten dicken Bauch der jungen Frau küsst und liebkost.

Als er nachts unten im Keller ein Geräusch vernimmt, geht er hinunter um nachzuschauen. Über einen Stein-Vorsprung stürzt er plötzlich ab und es geht tiefer und immer tiefer …… Für Clint beginnt eine lange Reise durch seine eigene Vergangenheit und zurück.

Ist es ein Traum, oder sieht Clint vor seinem Tode noch einmal sein Leben an sich vorbei-ziehen? Von den eisigen Weiten Sibiriens über bewaldete Hügel bis in heiße Sandwüsten geht der Seelentrip. Clint trifft seine ex-Frau, seine Mutter, seinen Vater und sich selbst als kleinen Jungen.

Großartige Landschaften, wundervolle Bilder; faszinierend und beunruhigend zugleich. Betörendes buntes rauschhaftes Gemälde eines Lebens.

Die taz schrieb „ …. Siberia erscheint wie eine Halluzination ….. “. Und rogerebert.com urteilte in einer Kurz-Kritik „An exploration into the language of dreams.“

Bezauberndes und verführerisches Werk des Drehbuchautors und Regisseurs Abel Ferrara. Sehr eng befreundet mit Willem Dafoe (beide Familien wohnen zeitweise in Rom, ihre Wohnungen liegen in derselben Straße). Es ist die sechste Zusammenarbeit der beiden Filmschaffenden. Dafoe wird auf seine alten Tage immer besser. Man sehe nur Filme wie The Florida Project, What Happened to Monday?, Van Gogh, Der Leuchtturm und Motherless Brooklyn. Der vierfach Oscar-Nominierte Darsteller spricht in Siberia sehr wenig. Alles steht in seinem Gesicht geschrieben. Jedes Gefühl, jeder Gedanke, jede verlorene Hoffnung, jede verpasste Chance.

Neben den fantastischen Bildern muss die exzellente Musik des New Yorker Komponisten Joe Delia Erwähnung finden. Er war schon 1992 für Ferraras „Bad Lieutenant“ für den Soundtrack verantwortlich.

Gedreht wurde in Süd-Tirol und Mexiko. Studio-Takes in München.

 

5 von 7 Sternen ★★★★★

Walter George

 

Titel: „Siberia

Herstellung: Italien, Deutschland, Mexiko 2020

Premiere 24. Februar 2020 – Berlinale, Berlin

Länge: 92 Min.

Regie: Abel Ferrara

Darsteller: Willem Dafoe, Dounia Sichov, Simon McBurney, u.a.

Drehbuch: Abel Ferrara und Christ Zois

Musik: Joe Delia

Kamera: Stefano Falivene

Schnitt: Leonardo Daniel Bianchi, Fabio Nunziata

PS In der Begründung des FFF Bayern heißt es: ‘„Siberia“ ist die moderne Odyssee eines gebrochenen Mannes, der vor der Welt flüchtet, aber in seiner selbstgewählten Isolation in der sibirischen Tundra keinen inneren Frieden findet. Um sich aus den dunklen Abgründen seiner selbst zu befreien, ist er gezwungen, sich mit den Dämonen seiner Träume, Erinnerungen und Visionen zu konfrontieren‘

Minamata

W. Eugene Smith ist einer der berühmtesten Fotografen seiner Zeit. Und einer der wichtigsten für das Hochglanz-Magazin „Life“. Wenn er dort auftaucht und mit dem Chefredakteur über neue Projekte spricht, verhält er sich überheblich und arrogant. Populär wurde Smith vor allem durch seine Fotos im Zweiten Weltkrieg.

Anfang der 70er Jahre ist Smith ein nervliches Wrack, der zu viel trinkt. Immer wieder kämpft er mit den wiederkehrenden Bildern des Kämpfens und des Sterbens, die nun schon mehr als 25 Jahre zurückliegen.

Als er von einer jungen Japanerin angesprochen wird er möge eine Fotoreportage machen über kranke und verkrüppelte Menschen in den Küstenorten um die Kleinstadt Minamata herum, ahnt Smith noch nicht, dass er die wichtigsten Fotos seiner Karriere erst noch machen wird. Auch von ‘Life‘ erhält Smith „grünes Licht“, in persona des Herausgebers Robert Hayes (Bill Nighy), zur Reise nach Ostasien, um den bisher unbewiesenen Vorwürfen um eine Chemie-fabrik im kleinen Ort Minamata auf der südlichen Insel Kyūshū.

Diese Reise veränderte sein Leben. Letztlich fand Eugene Smith in Japan mit der Aufdeckung und Veröffentlichung dieses Verbrechens an der Menschlichkeit seine eigene Erlösung. Trotz der schweren körperlichen Schäden, die ihm von brutalen Schlägern der Firma Chisso zugefügt wurden. Er blieb dort mehrere Jahre.

Eindringliches Porträt des Fotografen William Eugene Smith; geboren im Dezember 1918 in Wichita/Kansas. Bereits mit 15 Jahren machte er seine ersten Aufnahmen. Er studierte Fotografie und arbeitete dann als freier Foto-Journalist für Magazine wie Life, Coliers, Harper‘s Bazaar und The New York Times. Im Zweiten Weltkrieg verfolgte er zahlreiche Schlachten im Pazifik. So die Schlachten um Guam und Saipan, und er war auch bei der legendären Iwojima-Schlacht als ‘embedded jounalist‘ hautnah dabei. Er starb 59-jährig an den Folgen eines Schlaganfalls.

Sein berühmtes Foto „Walk to Paradise Garden“ mit zwei kleinen Kindern hängt heute in der Dauerausstellung „The Family of Man“. Seinerzeit initiiert im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) befindet sich diese Schau heute im luxemburgischen Schloss Clervaux.

Tomoko In Her Bath“ von William Eugene Smith gilt als eine der berühmtesten Fotografien aller Zeiten. Sie zeigt ein nacktes junges Mädchen, deren Körper missgestaltet ist. Sie liegt in den Armen ihrer Mutter, der Blick nach oben. Aufgenommen in Minamata, Japan. Es wurde das Titel-Bild der ‘Life‘-Ausgabe, die auch weitere Fotos über den Skandal des japanischen Chisso-Konzerns präsentierte. Dieser hatte ungeklärte quecksilberhaltige Abwässer ins Meer geleitet. Nach heutigen Schätzungen der japanischen Behörden erkrankten seinerzeit rund 17.000 Menschen. Der Verursacher Chisso weigerte sich lange Zeit sein Fehlverhalten zuzugeben.

Die ambivalente Figur des Fotografen Smith wird über alle Maßen perfekt interpretiert von Johnny Depp, dessen Ernsthaftigkeit für dieses Film-Projekt in jeder Einstellung spürbar ist. Nach längerer Zeit endlich wieder einmal eine sehr gut gespielte Darstellung von ihm. Neben Depp agiert die großartige Minami brillant.

Regie führte der junge Andrew Levitas; erst seine zweite Inszenierung nach Lullaby (2014). Er hat mit so wenig Erfahrung ein sehr starkes Werk vorgelegt! Außerdem wissen Kamera (Benoît Delhomme) und Schnitt (Nathan Nugent) zu überzeugen.

Der Film findet eine schöne Balance zwischen spannenden und ruhig erzählten Szenen. Er wurde ohne jegliche Übertreibung inszeniert und wirkt dadurch sehr authentisch. Aufschlussreich, erstaunlich und verstörend zugleich. Und wieder ein guter Film über die „Macht“ einer freien Presse. Zweifellos ein wichtiger Film.

5 ½ Sterne von 7 ★★★★★ ★/2

Walter George

Titel: „Minamata“

Herstellung: USA 2020

Premiere 21. Februar 2020 – Berlinale, Berlin

Länge: 115 Min.

Regie: Andrew Levitas

Darsteller: Johnny Depp, Bill Nighy, Minami, Hiroyuki Sanada, u.v.a.

Drehbuch: David Kessler, Andrew Levitas, Jason Forman, Stephen Deuters

Musik: Ryuichi Sakamoto

Kamera: Benoît Delhomme

Schnitt: Nathan Nugent

My Salinger Year

Joanna (Margaret Qualley), die junge angehende Schriftstellerin, hat in London studiert. Nun hat es sie nach New York verschlagen. Und sucht zunächst einen Job, denn von ihren Kurzgeschichten kann sie noch nicht leben.
Im Herbst 1994 erhält sie die Chance in einer renommierten Literaturagentur zu arbeiten. Deren berühmtester Client ist J. D. Salinger. Joanna bekommt den Job obwohl sie zugeben muss, noch nicht einmal „Der Fänger im Roggen“ gelesen zu haben. Ihre Chefin ist die konservative, erfahrene Literaturagentin Margaret (Sigourney Weaver).
Salinger (Tim Post) lebt zurückgezogen und schirmt sich von der Außenwelt ab. So ist es nun Joannas Aufgabe, einerseits den Kontakt zu ihm zu halten und andererseits seine zahlreiche Fanpost zu bearbeiten.
Und so sollen es für Joanna 12 aufregende und lehrreiche Monate werden.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman der amerikanischen Schriftstellerin Joanna Rakoff (erschien 2015 in deutscher Übersetzung). Regisseur Philippe Falardeau adaptierte das Buch als Film-Script.

Die junge Margaret Qualley wurde bekannt durch die HBO-Serie „The Leftovers“. Sie spielte aber auch bereits in einigen Kino-Filme mit. Unter anderem in „The Nice Guys“ neben Russel Crowe und Ryan Gosling, sowie 2019 im Tarrantino-Streifen „Once Upon a Time in Hollywood“! Die Rolle der Joanna, die als Sekretärin unter der autoritären Margaret arbeitet und von einem Leben als Schriftstellerin träumt, hat Qualley ganz bezaubernd umgesetzt.

Verschiedentlich warf man dem Film vor, die Ähnlichkeiten zu „Der Teufel trägt Prada“ (2006) seien zu groß. Die Entstehungsgeschichten beider Bücher, auf denen die Filme basieren, sind verblüffend komparabel. Die in beiden Filmen dargestellten Arbeits-bedingung sind jedoch nicht unüblich.

Philippe Falardeau hat noch nicht viele Filme inszeniert. Allerdings konnte er mit „Ich schwör‘s, ich war‘s nicht!“ 2009 den gläsernen Bären (Kinder- und Jugendfilm Preis) auf der Berlinale gewinnen! 2014 drehte er „The Good Lie“ mit Reese Witherspoon.

Kamerafrau Sara Mishara, die vor allem in Frankreich tätig ist, hat diese Geschichte in sehr ruhigen Bildern eingefangen. Gedreht wurde in Montréal (Kanada). Begleitet werden diese in angenehmer Weise von der Musik Martin Léons.

Kein spektakulärer Film. Aber eine interessante Geschichte und eine weitere Facette zur „Legendebildung“ über J. D. Salinger. Dieser ist im Film zwar einige Male kurz zu sehen, aber sein Gesicht nie in Nahaufnahme. Außerdem bietet die Story interessante Einsichten in den Literaturbetrieb, eine Branche die bisher eher selten in Filmen thematisiert wurde.

 

4 Sterne von 7 ★★★★

Walter George

Titel: „My Salinger Year“
Herstellung: Canada/Ireland 2020
Premiere 2. Februar 2020 – Eröffnungsfilm der Berlinale, Berlin
Länge: 101 Min.
Regie: Philippe Falardeau
Darsteller: Margaret Qualley, Sigourney Weaver, Douglas Booth, u.v.a.
Drehbuch: Philippe Falardeau, basierend auf dem Roman von Joanna Rakoff
Musik: Martin Léon
Kamera: Sara Mishara
Schnitt: Frédérique Broos, Mary Finlay

PS J. D. Salingers Lebensgeschichte diente als Grundlage für den Gus Van Sant-Film „Finding Forrester“ (2000) mit Sean Connery in der Titelrolle.

The Roads Not Taken

Der Titel des neuen Films von Regisseurin Sally Potter verweist auf die Wege, die man nie beschritt, auf die verpassten Chancen und auf die ausgelassenen Möglichkeiten.

Leo (Javier Bardem) leidet an fortgeschrittener Demenz. Man erfährt nicht wie lange er bereits an dieser Krankheit leidet. Ein Charakteristikum des geistigen Verfalls ist die Tatsache, dass die Patienten selten erinnern was vor einer Stunde geschah, wen sie vor zwei Stunden sahen oder was sie vor 10 Minuten gesagt haben. Aber sehr häufig können sie Erinnerungen aus ihrem Leben, die 10, 20 oder mehr Jahre zurückliegen, in ihrem Gedächtnis abrufen.

Und während Leo, gemeinsam mit seiner wohlmeinenden, aufopferungsvollen Tochter Molly (Elle Fanning), sich durch das lärmende New York quält, zeigt die Spielleiterin Potter in Rückblenden Stationen seines Lebens. Erinnert sich Leo? Zumindest das Ende des Film lässt diesen Schluss zu.

Leo im heftigen Streit mit seiner ex-Frau Dolores (Salma Hayek) in Mexiko, Leo als Schriftsteller viele Jahre später, als er die junge hübsche Anni (Milena Tscharntke) trifft. Es geht in Leos Kopf alles durcheinander, wohl kann er die Vergangenheit nicht in die richtige Reihenfolge bekommen und die Gegenwart überfordert ihn. Liebevoll hilft Molly ihm, den Zahnarzt und den Augenarzt zu besuchen. Bis Leo schließlich durch eine Selbstverletzung im Krankenhaus landet und vom Arzt von oben herab behandelt wird. Dort taucht auch Mollys Mutter (Laura Linney), Leos zweite Frau, auf; sarkastisch, voller Bitterkeit über die ehemalige Ehe mit dem Vater ihrer Tochter. Nur Molly und die empathische Haushälterin und Pflegerin von Leo, Xenia, kümmern sich um den kranken Mann mit viel Herz und Verstand.

Eine schöne Szene zwischen Leo und Molly ist die Situation, in der Leo die Hose wechseln muss auf einer Toilette. Anscheinend ist es Leo peinlich vor seiner leiblichen Tochter. Doch diese demonstriert ihrem Vater sehr einfühlsam, dass dies doch zwischen ihnen beiden gar kein Problem sein muss. Bezaubernd.

Trotzdem schafft es Sally Potter nicht gänzlich große Gefühle beim Zuschauer zu wecken zu dieser ambivalenten Figur. Ist er nur eine Spiegelung für uns alle, von uns allen? Es ist nicht wichtig, ob wir gut oder weniger gut waren im Leben, ob wir Recht hatten oder nicht. Was zählt am Ende sind die entgangene Optionen. Konnten wir die Gunst einer Stunde nutzen? Oder haben wir zu häufig die falschen Entscheidungen getroffen? Diese Gedanken reflektiert man nun mal, wenn man im Herbst seines Lebens steht.

Der Film profitiert nicht zuletzt von den schauspielerischen Leistungen der beiden Hauptakteure Bardem und Fannning.

Sehr schön dazu die Kulissen. Gedreht wurde in Andalusien und in New York. Die Kamera führte der sehr erfahrene Ire Robbie Ryan (u a American Honey, Slow West, The Favorite, und zuletzt Marriage Story!).

Sally Potter führte nicht nur Regie, sonder schrieb das Drehbuch, verantwortete die Musik und editierte gemeinsam mit zwei Kollegen den Film.

Sehenswerte melancholische Biografie.

 

4 ½ Sterne von 7

Walter George

Titel: The Roads Not Taken

Herstellung: UK/USA/Schweden 2020

Länge: 85 Min.

Regie: Sally Potter

Darsteller: Javier Bardem, Elle Fanning, Salma Hayek, Laura Linney, u.v.a.

Drehbuch: Sally Potter

Musik: Sally Potter

Kamera: Robbie Ryan

Schnitt: Emilie Orsini, Sally Potter, Jason Rayton

PS 1 Der Filmtitel ist an das Gedicht The Road Not Taken von Robert Frost angelehnt. Als ursprünglicher Name des Films war Molly vorgesehen.

https://www.poetryfoundation.org/poems/44272/the-road-not-taken

PS2 Milena Tscharntke, geboren 1996 in Hamburg, bestand 2014 das Abitur. Ihre erste Fernsehrolle spielte sie im Alter von 8 Jahren. Sie erhielt eine ‘Goldene Kamera‘ sowie den Studio-Hamburg-Nachwuchspreis. Neben Rollen im Fernsehen und Kino spielt sie am renommierten Thalia Theater Hamburg. The Roads Not Taken ist ihr erster internationaler Auftritt.

PS3 Premiere 26. Februar 2020 – Berlinale, Berlin. Wettbewerbsbeitrag!

Unsane

Sawyer Valentini (Claire Foy) möchte in einer anderen Stadt ein neues Leben beginnen, nachdem sie einem Stalker zum Opfer gefallen ist. Doch schon nach einiger Zeit landet sie gegen ihren Willen in einer psychiatrischen Einrichtung und wird dort festgehalten. Doch das ist nur der Anfang…

Über Steven Soderberghs neuen Film wurde schon viel gesagt. Das Wichtigste ist wohl der Fakt, dass der Film komplett auf dem iPhone gedreht wurde. Laut Soderbergh sei das die Zukunft des Kinos. Nun – ganz so kann man es nicht sehen. Sicherlich passt zu Filmen dieser Art (Horror-Thriller) ganz hervorragend dieser raue, billige Bildlook. Doch ob nun sämtliche Filme in Zukunft auf dem Smartphone gedreht werden, ist stark anzuzweifeln. Es stört jedoch, dass fast alles im Bild immer scharf ist. Man vermisst die Schärfentiefe. Natürlich, was soll man auch von einer Smartphone-Kamera erwarten? Der Fakt, dass jede*r die Möglichkeit hat heutzutage kostengünstig einen Film zu drehen und selbst über das Internet zu publizieren, ist natürlich als Fortschritt nicht von der Hand zu weisen. Aber ob jeder Kinogänger nun auf tolle Einstellungen, welche mit einer Profikamera gedreht werden, verzichten möchte, kann man wohl bezweifeln.

Die Idee der Geschichte ist interessant. Der Film ist stellenweise überraschend brutal und hat einige Längen. Wer sich an „Blair Witch Project“ erinnert wird von der Machart einiges wiedererkennen. Funfact: Der Darsteller Joshua Leonard, der die Rolle des David Strine spielt, wurde durch „Blair Witch Project“ berühmt. Claire Foy macht ihre Sache schauspielerisch extrem gut und die Musik ist wunderbar minimalistisch eingesetzt worden. Es gibt eine glanzvolle Szene, wo eine „Drogenerfahrung“ mit Kamera & Sound nachempfunden wird, die wirklich sehr beeindruckend ist. Eine Folter auch für den Zuschauer, aber im positiven Sinn.

Insgesamt ist der Film eine große Enttäuschung. Warum? Nur aus einem Grund: weil es kein Steven Soderbergh Film ist! Als guter Horrorthriller würde der Film allemal durchgehen. Aber wo sind die coolen Schnitte, die typischen Soderbergh Kameraeinstellungen und die Komplexität der Story, die man sonst von ihm gewohnt ist? Fehlanzeige. Schade. Hoffentlich werden jetzt nicht alle Filme von ihm auf dem iPhone gedreht, dann können wir wohl keine Meisterwerke von ihm in nächster Zeit erwarten…

 

2 von 7 Sternen ★★

Alexander George

Titel: „Unsane“

Herstellung: USA 2018

Länge: 98 min

Regie: Steven Soderbergh

Darsteller: Claire Foy, Joshua Leonard, Jay Pharoah, Juno Temple, Aimee Mullins, Amy Irving

Drehbuch: Jonathan Bernstein, James Greer

Musik: David Wilder Savage

Kamera: Peter Andrews

Schnitt: Mary Ann Bernard

Kong – Skull Island

1944. Im Südpazifik tobt der Zweite Weltkrieg zwischen Japan und den USA. Nach einem Luftkampf stürzen ein amerikanischer und ein japanischer Pilot über einer Insel ab.

29 Jahre später. Ein Forscherteam um Bill Randa (John Goodman) setzt in Washington durch, die Insel „Skull Island“ zu erforschen. Schutz erhält die Truppe von einer Militär-Einheit, die gerade aus dem Vietnamkrieg (!) zurückgekommen ist. Ferner dabei der anerkannte Kriegsveteran und Fährtenleser Captain James Conrad (Conrad = !! – siehe unten) (gespielt von Tom Hiddleston) und die Fotografin Mason Weaver. Die Schutztruppe wird geleitet von Lieutenant Colonel Packard (Samuel L. Jackson).

Spannender Neu-Aufguss der bekannten Kong-Filme. Allerdings mit ganz neuer, und recht interessanter Story, die fast ausschließlich auf der Insel spielt.

Beeindruckende Tricks. Und die Kamera mit dem erfahrenen Larry Fong (u. a. „300“, TV-Serie „Lost“, „Super 9“) fängt wahnsinnig schöne Landschaften ein. Gedreht wurde ein Großteil der Aufnahmen pikanterweise in Vietnam, u. a. in der weltberühmten Halong-Bucht (UNESCO Weltkulturerbe; lohnt sich, falls nicht bekannt, bei Google-Bilder aufzurufen) und im Nationalpark Phong Nha-Kè. Die Behörden gestatteten die Dreharbeiten ohne Zahlung von Gebühren, dafür hinterließ die Crew sämtliche Filmkulissen, die heute als Sehenswürdigkeiten für Touristen dienen. Ferner drehte man auf Hawaii und an der australischen Gold Coast.

Die Musik steuerte Henry Jackman bei. In einer besonders spektakulären Action-Szene mit den Helikoptern hört man Black Sabbath mit dem Titel „Paranoid“ – einfach genial.

Guter spannender Action-Film mit patenter Geschichte. Regie führte Jordan Vogt-Roberts, bisher wenig erfahren, doch hier mit viel Verve und Temperament.

Die Fahrt auf dem Fluss in „Kong – Skull Island“ könnte man als Referenz an den Film „Apocalypse Now“ bzw. an Joseph Conrads Buch „Das Herz der Finsternis“ interpretieren. Und den etwas verwirrten Hank Marlow (John C. Reilly) könnte man als eine (sehr milde) Form des Col. Kurtz auslegen. Eine Verbeugung vor diesem großartigen Anti-Kriegsfilm? Dazu passt die Szene am Beginn mit der Fotografin Mason Weaver (Brie Larson). Frage: „Sind Sie Kriegsberichterstatterin?“. Antwort von ihr: „Nein. Ich bin Anti-Kriegsbericht-erstatterin.“!

Und wer zum Ende das Kino verlässt während die „Credits“ noch laufen hat den Cliffhanger zum Schluss verpasst.

4 von 7 Sternen ★★★★

Rick Deckard

 

Titel: „Kong: Skull Island“

Herstellung: USA 2017

Länge: 1h 58min

Regie: Jordan Vogt-Roberts

Darsteller: Tom Hiddleston, Samuel L. Jackson, Brie Larson, John C. Reilly,

John Goodman, u.v.a.

Drehbuch: Dan Gilroy, Max Borenstein, Derek Connolly

Musik: Henry Jackman

Kamera: Larry Fong

Schnitt: Richard Pearson

Nominiert für einen Oscar: in der Kategorie “Best Achievement in Visual Effects“.